Nottuln um 1803
Die älteste Karte, die die Gebäude Nottulns nahezu vollständig abbildet, ist zugleich auch
die einzige Ortskarte aus der Zeit vor der Auflösung (Säkularisation) des Damenstiftes
(LAV
NRW, Westfalen, Karten A, Nr. 10)
Die Gebäude des Nottulner Klosters im Mittelalter
Rekonstruktion der Klostergebäude nach den Ausgrabungen von 1978-1979
(Lobbedey,
Westfalen 1980, S. 48, Abb. 4)
Bauperiode | vorhandene Gebäude | ||
---|---|---|---|
1/2 | 860 (?) - um 1100 | Kanonissenstift | Holz- (?) / Steingebäude (kein Kreuzgang) |
3 | nach 1100 - ca. 1230 | Kloster I | Kreuzgang, Dormitorium, Refektorium |
4 | ca. 1230 - ca. 1450 | Kloster II | Kreuzgang, Dormitorium, Refektorium, Abtei |
5 | ca. 1450 - 1493 1493 - 1748 |
Kloster III / Damenstift |
Kreuzgang, Dormitorium, Refektorium, Abtei nach 1524 teilweise Umbau der Klausurgebäude zu Kurien |
6 | 1748 - 1811 | Damenstift |
Abriss Kreuzgang, Refektorium, Abtei Um-/Neubau des Dormitoriums ("Deventer") |
1811 - 1872 | Domäne Nottuln | bis 1870 Schule im "Deventer" 1872 Abriss |
Abfolge der Gebäude des Nottulner Klosters
(Snowadsky 2021)
Die erste Kirche in Nottuln
erbaut wahrscheinlich kurz nach 800. Die Größe des Friedhofes ist unbekannt
Das Kanonissenstift Nottuln im 11. Jahrhundert (Phase 1/2)
Das Kloster von etwa 1130 bis etwa 1230 (Phase 3)
Äbtissin | Amtszeit |
---|---|
(unbekannt) | (9. - 12. Jahrhundert) |
Hildegundis | um 1184 |
Bertradis | um 1200 |
Jutta I. von Holte | 1211-1252 |
Gertrudis von Bentheim | 1263-1277 (1303) |
Mechtild von Isenburg | 1277-1303 |
Jutta II. von Holte | 1309-1327 |
Lisa von Katzenelnbogen | 1327-1357 |
Lisa von Solms | 1360-1409 |
Richardis von Merode | 1428-1431 |
Agnes von Ahaus | 1437-1467 |
vakant (Priorin: Stephania von Wüllen) | (1467-1492) |
Anna von Dorsweiler-Criechingen | 1482-1524 |
Elisabeth von Holstein-Schaumburg | 1524-1537 |
Magdalena von Wied-Runkel | 1537-1572 |
Elisabeth von Sayn | 1572-1585 |
Elisabeth Droste zu Senden | 1588-1613 |
Elisabeth von dem Berghe | 1613-1614 |
Maria Clara von Spaur | 1614-1644 |
Anna Sophia (von) Torck | 1645-1676 |
Elisabeth Wilhelmina von Büren | 1676-1699 |
Helena Elisabeth von Wrede | 1699-1728 |
Margaretha Theodora von Velen | 1728-1750 |
Maria Anna von der Reck | 1750-1780 |
Ursula Sophia von Ascheberg | 1780-1811 |
Die 23 (bekannten) Äbtissinnen des Stiftes Nottuln
(Kohl 2005, S. 211-243)
Das Kloster Nottuln zwischen 1230 und etwa 1450 (Phase 4)
Nach dem Neubau der Kirche und des Klosters wurde der Gemeindefriedhof nach Norden verlegt
Das Kloster Nottuln ab etwa 1450 (Phase 5)
Mit dem Neubau der Klausur (um 1450) und der Kirche (1489) wurde das Nottulner Kloster im 15.
Jahrhunder nocheinmal vollständig neu errichtet
Nach der Umwandlung des Klosters in ein Damenstift (1493) änderte sich das Leben im Kloster. Die
Stiftsdamen ("Jungfern") lebten wohl schon bald in eigenen Haushalten ("Kurien").
Nach dem
Tode der Äbtissin Anna von Dorsweiler-Criechingen wurden 1524 die Besitzverhältnisse durch die
Äbtissin Elisabeth von Holstein-Schaumburg grundsätzlich neu geregelt.
Die Jungfern durften
ihre Kleider, Güter und die sich daraus ergebenden Einkünfte für sich behalten. Ihren Pferden und
Wagen, die sie in Nottuln halten, standen Weiderechte zu.
Der gesamte Besitz des Stiftes
wurde auf Äbtissin und Konvent aufgeteilt:
Besitz: | Anteil Äbtissin | Anteil Konvent |
---|---|---|
Alle Kämpe, Gärten, Felder, Bruch- und Weideland | Äbtissin | von den Einkünften: 40 Reichsthaler |
Garten bei der Pforte | Der Teil, der mit "koelmoss" bepflanzt ist, von der Pforte bis an den Zaun | den anderen Teil |
Fischteiche | Mühlenteich der Wessels Mühle (Zumbülte) | 3 Teiche "hinter der Burg" |
Gesinde in Brau- und Backhaus | Äbtissin | |
Brennholz aus dem Marken | 1/2 | 1/2 |
50 Fuder Holz für das Badehaus im Dormitorium | Jungfern | |
Einnahmen: | ||
allgem. Einkünfte des Stiftes | 1/3 | 2/3 |
aus den Stiftsgütern | 1/3 | 2/3 |
Renten- und Pacht | 1/2 | 1/2 |
aus dem Multerkorn der beiden Mühlen | 1/3 | 2/3 |
Mastertrag bei "eckern", "boeke" usw. | 1/2 | 1/2 |
Heu-Ertrag | 1/2 | 1/2 |
Der schmalen Zehnt | Äbtissin | |
Pachtschweine | (?) | 26 Schweine |
Opfer und Meßkorn der Kirche in Nottuln | 1/2 Äbtissin; 1/2 Dechant | |
Unterhaltspflichten: | ||
Kaplan der Äbtissin | Äbtissin | |
Amtmann und Verpflegung des Vogtes | 1/2 | 1/2 |
Küster | Äbtissin, Kost aus der Abteiküche | |
Glockenläuter | Jungfern, Kost aus der Abteiküche | |
Aus der Wahlkapitulation der Äbtissin Elisabeth von Holstein-Schaumburg
(Kohl 2005, 223-224)
Gebäude | Anzahl der Feuerstätten |
---|---|
Abtei | 8 |
Äbtissinnenhaus (Elisabeth Droste zu Senden) | 4 |
Dechantinnenhaus (Elisabeth Strick) | 4 |
Jungfer (Adelheid) Mumme | 5 |
Jungfer (Ursula) Valcke | 4 |
Jungfer (Sibylla von) Schedelich | 3 |
Jungfer (Anna) Ovelacker | 6 |
Jungfer (Clara von) Büren (Dechantin 1592-1613) | 3 |
Jungfer (Margaretha von) Mallinckrodt | 5 |
Jungfer (Elisabeth von) Beveren | 1 |
Jungfer (Agnes von) Velen | 8 |
Jungfer (Agnes von) Raesfeld | 2 |
Jungfer (Margaretha von) Billerbeck | 1 |
Jungfer (Kunegundis von) Ascheberg | 4 |
Jungfer (Margaretha von) Westerholt | 3 |
zwei Mühlen | 2 |
Hospital | 2 |
Bauhaus | 1 |
Uthoff und Tilling | 2 |
Die Gebäude im Damenstift Nottuln 1589
Die Liste der Stiftsgebäude aus dem
Jahre 1589 verzeichnet 22 Gebäude mit 70 Feuerstätten, darunter 12 Kurien sowie Abtei, Äbtissinn-
und Dechantinnenhaus
(Kohl 2005, S. 45)
Kurien im Damenstift Nottuln um 1750
Der Stiftskurien-Bestand südlich des
Nonnenbachs (Norden rechts) wurde nach dem Brand von 1748 im Auftrag Johann Conrad Schlauns von
Landvermesser J. H. Berteling aufgenommen
(Boer 1976, Abb. 99)
Das Damenstift Nottuln um 1748 (Phase 5)
Rekonstruktion der Bebauung nach den
Plänen von Boner (Kloster, 1748) und Berteling (Stiftskurien, 1750).
Hintergrund: Urkataster
1826
Kuriengebäude am Nonnenbach, um 1890
mit dem noch unbefestigte Ufer des
Nonnenbachs vor der Kettelerschen Kurie. Im Hintergrund die repräsentative Front der
spätmittelalterlichen Twickelschen (von der Reckschen) Kurie, die ab 1780 auch offiziell als Abtei
bezeichnet wurde
Foto: Stadtarchiv Münster Slg FS 47_1729
Blick über Hanhoffs Wiese, dem ehem. Kapitelgarten, auf das ehemalige Stift um 1913.
Von links die Sendensche Kurie, die ehemalige Stiftsmühle, das um 1850 erbauten Anwesen Laun
und die Aschebergsche Kurie mit ihren Nebengebäuden.
Foto: Postkarte, Verlag J. H. Niemann,
Nottuln
Das Stift Nottuln nach dem Brand vom 3. Mai 1748
Gut zu erkennen ist die Lage
der Wirtschaftsgebäude im westlichen Teil des Stiftsimmunität.
Umzeichnung des Plans von Boner
1748. Hintergrund: Urkataster 1826
Die Launsche Mühle
auf dem Platz der ehemaligen Stiftsmühle wurde erst 1975 für die Schlaunstraße abgerisssen
Foto:
Heimatverein Nottuln
Nebengebäude des Merode-Hauses
Erbaut zwischen 1750 und 1825 wurde es für den
Bau des Hauses Steinhoff abgerissen. Das dahinter liegende "Merode-Haus" (Boer, Stiftsstraße 3) ließ
Äbtissin Margaretha Theodora Agnes von Velen (1668-1750) direkt nach dem Großen Brand 1749 für sich
neu errichten.
Foto: Heimatverein Nottuln
Das neue Tor zur Stiftsimmunität und die 1748 neu errichtete Amtmannei
auf der
Besitzkarte der Äbtissin Maria Anna von der Reck (1750)
LAV NRW, Westfalen, Karten A, Nr. 56.
Die 1784 errichtete "Alte" Amtmannei (Aufnahme 1957)
Blick von Osten. Rechts
der bereits im Oktober 1748 errichteten Wirtschaftsteil. Die Mauer im Vordergrund bezeichnet den
Verlauf der Stiftsimmunität des 18. Jahrhunderts
(Boer 1981, S. 127)
Grundrissplan (um 1830) der 1784 erbauten Amtmannei
Erdgeschossaufteilung von
1784 bis ca. 1835
(Boer 1981, S. 130)
Der östliche Teil der Stiftsimmunität 1916
unten der ehem. Stiftsgarten mit
dem Nebengebäude des "Merode"-Hauses, darüber das 1970 abgerissene Schulgebäude auf dem Platz des
vormaligen Hospitals (1196-1862).
Foto: Postkarte, Verlag J. H. Niemann, Nottulnx
Nottuln im 10. Jahrhundert
mit der ungefähren Lage der Nottulner Höfe und des Kanonissenstiftes sowie dem vermuteten
Verlauf der wichtigsten überörtlichen Wege
Nottuln im 12. Jahrhundert
Das Klostergelände besaß im Nordosten des Klosters um 1200 bereits eine Ausdehnung bis zur
Burgstraße, hier wurde 1196 das neue Hospital für auswärtige Reisende errichtet. Südlich des
Nonnenbaches lag nun der dritte Schultenhof des Klosters (Schulte Niehoff)
Nottuln im 14./15. Jahrhundert
Der Neubau des Klosters um 1250 zeigt, wie wohlhabend das
Kloster mittlerweile geworden war. Auch das Areal westlich der Klausur wurde nun genutzt.
Deshalb wurde nun der Friedhof der Kirchengemeinde Nottuln auf die nördliche Seite der
Pfarrkirche verlegt. Hier entstand in der Folgezeit einer der typischen westfälischen
Kirchofspeicherringe
Nottuln kurz vor 1748
Die Kurien der Stftsdamen stehen südlich der alten
Klosterklausur, einige auch südlich des Nonnenbachs. Im Osten der Immunität der befindet sich
der Wirtschaftssbereich
Der südliche Teil von Nottuln 1825
Zu erkennen sind die Umbauten des Stiftsgeländes nach 1750 mit den renovierten oder
gänzlich neu erbauten Kurien sowie dem neuen, repräsentativen Zugang zum Stift mit seiner großen
Allee.
(Spezial Charte von den durch einen Theil des Dorfes Notteln führenden Wegen, LAV
NRW, Westfalen, Karten A 670)
Hans-Peter Boer: Der Nottulner Stiftsbezirk von 1748 - ein Werk Johann Conrad Schlauns. In: Ulf-Dietrich Korn (Hrsg.): Johann Conrad Schlaun 1695-1773. Schlaunstudien III (Münster 1976) S. 261-267.
Uwe Lobbedey: Ausgrabungen auf dem Stiftsplatz zu Nottuln. In: Westfalen 58 (1980), S. 45-54.
Hans-Peter Boer: Die Alte Amtmannei in Nottuln. Geschichtsblätter des Kreises Coesfeld 45 (1981) S. 125-139.
Hans-Peter Boer/Heinz Fliß: Nottuln in Alten Ansichten (Zwartbommel/NL 1982).
Wilhelm Kohl: Das (freiweltliche) Damenstift Nottuln. Das Bistum Münster 8. Die Bistümer der Kirchenprovinz Köln, Germania Sacra, NF 44 (Berlin/New York 2005).
Peter Ilisch: Das Dorf Nottuln in Mittelalter und früher Neuzeit. Geschichtsblätter des Kreises Coesfeld 45 (2020) S. 35-88.
Mathias Austermann/Sara Snowadsky: Von Bauern und Stiftsdamen. Die Ausgrabungen
in Nottuln und Altennottuln 1976–1979. Mit Beiträgen von Christoph Grünewald, Peter Ilisch,
Matthias Laarmann und Ulrike Steinkrüger (Münster 2021).
Die Broschüre steht
hier zum Download bereit.
Peter Ilisch: Dorf - Adel - Kirche - Wirtschaft. Historische Fallstudien aus dem Münsterland. Westfalen in der Vormoderne. Studien zur mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Landesgeschichte 36 (Münster 2022).
Altertumskomission für Westfalen